Die Wiederentdeckung eines „vergessenen“ Landes
Sachsen-Anhalts „Land der Frühaufsteher“-Kampagne kennzeichnete einen Tiefpunkt im Prozess der Entfremdung dieses Bundeslandes von seiner geschichtsträchtigen Kulturlandschaft. Abgesehen davon, dass die Kampagne bei der Frage, warum denn der Sachsen-Anhalter früher aufstehen muss, schnell ihren Witz verlor, offenbarte sie auch die Unfähigkeit, den gegenwärtig existierenden sachsen-anhaltischen Staat aus der Geschichte seines Landesgebietes heraus erklären und legitimieren zu können. Das Klischee seiner angeblichen „Künstlichkeit“ wurde so einmal mehr bedient. Dabei liegt der Schlüssel zum historischen Verständnis Sachsen-Anhalts in seinem Landesnamen und den heraldischen Symbolen seiner Landesflagge offen greifbar zutage. Während aber bezüglich des historischen Verhältnisses zum Freistaat Anhalt kaum Zweifel aufkommen, bereitet der Namensbestandteil „Sachsen“ Probleme, da sich doch scheinbar alle sächsischen Traditionen im gleichnamigen Freistaat mit seiner Hauptstadt Dresden manifestieren. Die Broschüre „Unser Sachsen“ möchte den Leser in unterhaltsamer Form zu einer Reise in ein „vergessenes“ Land einladen. Jenseits seiner wettinischen Phase zeichnet die Publikation mit zahlreichen großformatigen Fotografien, Karten und Zitaten das Bild eines weitgehend unbekannten Sachsens. Der Autor, Olaf Böhlk, konnte mit seiner erfolgreichen Kampagne zur Umwandlung der Sachsen-Anhalt-Flagge zur Landesflagge bereits einen Akzent zu mehr sä(!)chsisch-anhaltischem Selbstbewusstsein in Sachsen-Anhalt setzen. Mit der Broschüre „Unser Sachsen“ liefert er nun eine handliche „Gebrauchsanleitung“ für ein neues, die unterschiedlichen Landschaften integrierendes und historisch begründetes Landesbewusstsein im Bundesland Sachsen-Anhalt nach.